Der BARMER Alsterlauf als Sechstagerennen – ganz anders und doch ein bisschen normal

Es ist 23.59 Uhr, Zielschluss! Dennis Mehlfeld (Lübecker SC) und Miriam Bruns (Hamburger Laufladen) siegen beim 31. BARMER Alsterlauf in 33:35 bzw. 42:37. Mehlfeld und der zwei Minuten langsamere Luigi Babusci belegten schon seit Tagen die Plätze 1 und 2, wie man im Ergebnisticker live verfolgen konnte. Eine Überraschung durch einen Last-Minute-Sieger am Sonntagabend blieb also aus.

Neben dem späten Zielschluss waren viele Dinge bei diesen BARMER Alsterlauf anders – aber nicht alle. An fast allem musste umstandshalber “herumgeschraubt” werden, um die Veranstaltung überhaupt auf die Beine stellen zu können: Startzeit, Zielschluss, Dauer, Laufstrecke, Laufrichtung, Startmodus, Ergebnislisten. Statt beim bekannten dichtgedrängten Massenstart in der Mönckebergstraße konnte über einen Zeitraum von sechs Tagen zu einem beliebigen Zeitpunkt gestartet werden (Dienstag 0.00 bis Sonntag 23.59 Uhr) – von zwei Startpunkten aus. Ein Sechstagerennen sozusagen. Aber: Wer wollte, konnte die 10 Kilometer auch wie gehabt am ursprünglichen Termin am Sonntag um 10.00 Uhr beginnen – allerdings ohne Startschuss.

Die 10 km Strecke verlief statt auf der bekannten Wettkampfroute nun auf einer verlängerten Alsterrunde – die 7,33 km lange Runde musste ca. 1,36 Mal absolviert werden – denn eine Straßensperrung über sechs Tage war natürlich undenkbar. Aber auch das hatte es irgendwie schon mal gegeben. Veteranen des Hamburger Laufsports mögen sich vielleicht noch an die Jahre vor 2000 erinnern, als der Alsterlauf noch kleiner und weniger international war. Damals verlief die Strecke ebenfalls in einigen Abschnitten auf den Fußwegen. Erst nach und nach war die Rennstrecke restlos auf die asphaltierte Straße gewechselt.

Zuschauer waren umstandshalber nicht erwünscht. Außer den Spaziergängern, welche Alsterjogger nach Jahrzehnten in der Regel ohnehin kaum mehr wahrnehmen, gab es auch keine. Das ist es vielleicht, was in diesem Jahr etwas fehlte: Der Trubel hinter den Absperrgittern auf der Start- und Zielgeraden. Aber auch in „normalen“ Jahren säumen außerhalb von Start- und Zielbereich keine Tausende Zuschauer die Rennstrecke – so groß ist der Unterschied also gar nicht.

Auch fehlte ein wenig das Adrenalin, wenn man ohne großes Starterfeld die Alsterrunde dreht. Um aber dennoch das Aufkommen von Rennatmosphäre zu unterstützen, wurde soviel aufgeboten, wie mit Technik und “kontaktlos” machbar war: Startnummer (diesmal nur zum Selbstausdrucken), Medaille, elektronische Zeitnahme, Finisherbeutel und Teilnehmer-Shirt (diesjähriges Motto: Butter bei die Fische), Teilnehmerfotos und stundenweise sogar eine Pop-Up-Zielverpflegung (Besatzung mit Mundschutz).

Vielleicht war der 31. BARMER Alsterlauf alles in allem ein bisschen retro: Etwas kleiner, etwas leiser und weniger gedrängt. Aber das Laufen an sich rückte deswegen nicht in den Hintergrund. Man kann darüber nachdenken, ob die Veranstaltung in diesem schwierigen Jahr überhaupt Sinn ergab. Ein paar Blicke in die Gesichter der Teilnehmer auf der Strecke – insgesamt 1.096 Finisher – und am Zielverpflegungsstand sagten deutlich: Ja!

Entfallen mussten logischerweise die Hamburger Meisterschaften im 10 km Straßenlauf, aber nicht die Wertung für den 21. Hamburger Laufcup. Dessen zweiter Lauf wird wie immer das Int. Airport Race am nächsten Wochenende sein (ebenfalls in einem kontaktarmen “Corona-Spezialmodus”). In der Zwischenwertung führen hier Alsterlauf-Zweiter Luigi Babusci (35:33, BSG Siemens) und Lina Maaß (44:06, BSG Knossos).

Ach ja, die wichtigste Nebensache: Das Wetter! Es gab freie Auswahl zwischen “zu kalt”, “zu warm”, “zu dunkel” und “zu viel Regen!”. Ganz nach persönlich gewähltem Starttag und -uhrzeit.

Top-Ergebnisse

Einzelwertung

Männer

1. Dennis Mehlfeld, Lübecker SC, 33:35
2. Luigi Babusci (ITA), BSG Siemens, 35:33
3. Matthias Wilshusen, LC BlueLiner, 36:01

Frauen

1. Miriam Bruns, Hamburger Laufladen, 42:37
2. Lina Maaß, BSG Knossos, 44:06
3. Marta Zabusova (UKR), Hamburg, 44:40

Mannschaftswertung

Männer

1. Team ERDINGER Alkoholfrei 1, 2:05:43
   Andreas Koschmieder, Lukas Kolloge, Markus Schmook
2. Run Fleet Hamburg 1, 2:08:05
   Robin Walser, Robin Grothkopf, Peter Ellwein
3. hamburg running 1, 2:09:12
   Martin Wams, Robin Kottenhoff, Jerome Griessmeier

Frauen

1. Hamburger Laufladen 1, 2:17:20
   Miriam Bruns, Friederike Dittmer, Birgit Slomski
2. Die kühlen Blonden 1, 2:35:49
   Sabine Lay, Sarah Hofsaetter-Lay, Christina Müller
3. Team ERDINGER Alkoholfrei 1, 2:39:46
   Aleksandra Koschmieder, Janina von Spreckelsen, Irmela Kretzschmar

Hamburger Laufcup (Zwischenstand)

Männer

1. Luigi Babusci (ITA), BSG Siemens, 35:33
2. Matthias Wilshusen, LC BlueLiner, 36:01
3. Dennis Büchner, Namban Rengo, 37:35

Frauen

1. Lina Maaß, BSG Knossos, 44:06
2. Franka Littig, VAF Triathlon, 47:15
3. Birgit Slomski, Hamburger Laufladen, 48:56

Die vollständigen Ergebnislisten und Urkunden gibt es am gewohnten Ort. Und der nächste Alsterlauf? Der findet am 5. September 2021 als reguläres Rennen statt – so jedenfalls der aktuelle Stand.