Pressemitteilung
25 Runden, also 10.000 Meter um den Sportplatz drehen? Das ist nicht die beliebteste Disziplin bei Läufern. Vielleicht einige Dutzend Hamburger tun das, ganz anders als 10 Kilometer auf der Straße zu laufen: dort sind alleine beim Alsterlauf tausende dabei. Dass diese Bahn- Langstrecke trotzdem nicht nur die Sache weniger Spezialisten sein muss, sondern sogar in Partystimmung enden kann, zeigte sich Freitagabend bei der Premiere der Nacht der Zehner. Wegen kurzfristiger Reparaturen auf der eigentlich als Veranstaltungsort angedachten Jahnkampfbahn musste alles innerhalb kürzester Zeit in den Hammer Park verlegt werden. Die Strecke für den 10 km Lauf, der zusätzlich zu den Läufen auf der Bahn im Programm ist, musste neu vermessen werden – und dann fand sich genau am Start auch noch ein Wespennest, um das der Startbogen vorsichtig herumgebaut werden musste. Und am Nachmittag regnete es. Die Stimmung hielt sich also zunächst ein wenig in Grenzen, als um 17:15 die Teilnehmer für den ersten Lauf (Qualifikationszeit: 46 bis 50 Minuten) an den Start gingen. Musik gab’s allerdings von Anfang an und für alle – denn egal, wie schnell man die 25 Bahnrunden laufen kann: anstrengend ist es allemal, nach zehn Runden kennt man die Strecke auswendig und Motivation von außen kommt gut. Und für alle, vom 50 Minuten- bis zum 30 Minuten- Eliteläufer standen Rundenzähler bereit, wie es die Leichtathletik offiziell vorsieht. Die Sache mit der Motivation muss wohl funktioniert haben, es gab schon beim ersten Lauf persönliche Bestzeiten. Richard Vahlhaus machte mit 40:56,50 einen großen Leistungssprung (obwohl ihm irrtümlicherweise schon eine Runde zu früh signalisiert wurde, dass er im Ziel wäre – und er dadurch nach dem Zielsprint noch eine weitere Runde drehen musste).
Im zweiten Zeitlauf (Quali: 24-46 Minuten) fanden sich schon ein paar bekannte Hamburger Namen, wie der nach längerer gesundheitsbedingter Wettkampfpause endlich wieder angetretene Birger Schröder (TH Eilbeck, außerdem bekannt aus dem Hamburger Betriebssport und als Betreiber von Laufszene-Hamburg.de) oder Ultra- Spezialistin Silke Gielen vom Harburger SC (lief im Januar neuen deutschen W60 Rekord über 50 km). Die Show stahl ihnen Sarina Kothe (Grün- Weiß Harburg): mit 40:50,56 war sie 40 Sekunden schneller als der erste Mann (Gérard Otremba, Hamburger Sportclub).
Beim dritten Zeitlauf (Quali: 38-42 Minuten) ging Andreas Ludolph (SG HSH Nordbank) das Rennen so scharf an, dass man sich fragte, ob er sich nicht gehörig verschätzt hätte. Bahnläufe, besonders über längere Distanzen, geben den Zuschauern natürlich viel Gelegenheit, die Taktik der Läufer zu begutachten. Tatsächlich konnte Dirk Stelzner aufschließen und die beiden boten eine gute Show – aber einholen ließ sich Ludolph nicht, sondern konnte sich noch wieder absetzen: in 38:09 rettete er sechs Sekunden Vorsprung über die Ziellinie – und freute sich lautstark. Sandra Renschke (hamburg running) hatte keine Konkurrentin – sie lief in einer Männergruppe mit und blieb mit 39:47,93 deutlich unter der 40 Minuten Marke.
Das Wetter hatte sich gebessert, das Tempo der Läufer angezogen, der Adrenalinspiegel stieg, und damit auch die Stimmung. Parallel lief neben dem Stadion der 10 km Parklauf. Auf genau vermessener, aber kurvenreicher und darum anspruchsvoller Strecke gewannen Julia Jablononowski (hamburg running) und Lorenz Bell (LG Vulkaneifel).
Bahnlauf Nummer 4 lag mit einer Quali von 34 bis 38 Minuten schon im leistungssportlichen Bereich. Hier ging es zur Sache (auch wenn die Topfavoritin Carolin Kirtzel fehlte). Brrhane Gerebrhan (fit4run) und Lasse Bo Ladewig (HSV) boten eine 17:08 Zwischenzeit über 5000m – leider stieg Ladewig kurz danach aus. Die Karten wurde neu gemischt, und eine Sechsergruppe, die dann in zwei Dreiergruppen zerfiel, lag vorne. Mit 20 Läufern war dieser Lauf auch so dicht besetzt, dass taktische Spielchen möglich waren. Wann sieht man in Hamburg schon einmal 20 Läufer gleichzeitig 10.000m Bahn laufen? – Fynn Timm (hamburg running) machte in 33:49,07 das Rennen – und schnellste Frau dieses und aller Läufe (beim nachfolgenden Elitelauf waren nur Männer gemeldet) wurde Lisa Heimann (LAZ Puma Rhein-Sieg) in 34:34,92.
Der Höhepunkt des Abends und mit der stärksten Unterstützung durch Fanclubs begann 20:45. 23 Läufer standen an der Startlinie, etwa die Hälfte von auswärtigen Vereinen. Christian Schreiner (LAZ Puma Rhein-Sieg) legte mit 71s- Runden ein hohes Tempo vor, Verfolger Yannick Stubbe (TV Waldstrasse Wiesbaden) verlor zunächst 1-2 Sekunden pro Runde. Nach der sechsten Runde verlor Schreiner ein wenig Tempo. Noch später konnte sich Stubbe an ihn heranarbeiten und sich vor ihn setzen – blieb aber in Griffweite. Das sah nach einem kommenden Fotofinish aus, wurde von den Zuschauern angefeuert, und das wurde in der Tat ein Fotofinish: beide legten eine furiose letzte Runde hin, 10 Sekunden schneller als der Schnitt, liefen parallel auf die Ziellinie zu und beide trennten nur zwei Zehntel Sekunden auf der Ziellinie – mit Stubbe als Sieger in 30:28,20.
So viel Adrenalin lag in der Luft, dass manch einer sich an das alter Hammer- Park- Leichtathletik- Meeting erinnert fühlte, das hier bis 2003 stattgefunden hatte.
91 Läufer nahmen an den fünf Bahnläufen über 10.000m teil, was vermutlich ein Höhepunkt dieser Disziplin in Hamburg seit etlichen Jahren ist, und 66 am 10 km Parklauf.
Gesamtwertung 10.000m
Frauen
Männer
Parklauf 10 km
Frauen
Männer
Die Ergebnislisten (incl. Rundenstatistiken) sind online unter https://www.nachtderzehner.de
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